UDO ZAUNER
Für mich war es stets von zentraler Bedeutung, zu verstehen, wie Dinge funktionieren. Mein Technikstudium hat mir eine solide wissenschaftliche Basis vermittelt, auf der ich aufbauen konnte.
Noch bedeutender wurde für mich jedoch das Verständnis gesellschaftlicher Strukturen. Warum setzt sich eine Idee oder ein Konzept gegenüber anderen durch? Welche Faktoren stehen dahinter? Es ist nicht immer Korruption, die Prozesse beeinflusst – meist sind es komplexe Mechanismen, die tief in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen verankert sind.
Besonders bewegt mich die Frage, warum es politischen Akteuren so schwerfällt, eindeutig notwendige Maßnahmen zu vertreten, wie sie angesichts des Klimawandels längst überfällig wären. Ebenso frage ich mich, welche Hindernisse verhindern, dass die Wirtschaft die erforderlichen Transformationsmaßnahmen gegen die Klimaerwärmung konsequent und konzentriert umsetzt.
Die erfolgreiche Umsetzung technischer Lösungen erfordert ein unterstützendes Umfeld – ein solches mitzugestalten ist eines meiner zentralen Ziele. In meinen Büchern versuche ich, Lösungswege aufzuzeigen, die einen Beitrag zu dieser notwendigen Transformation leisten können.
Doch es ist unmöglich, sich rund um die Uhr nur einer Aufgabe zu widmen. Freiräume sind entscheidend, nicht zuletzt, um Inspiration und neue Ideen zuzulassen – oft entstehen diese scheinbar aus dem Nichts. Diese Freiräume sind jedoch kein Selbstverständnis; sie sind ein Privileg unserer Wohlstandsgesellschaft, wenn wir sie zulassen
Ich nutze meine freie Zeit gezielt, indem ich körperliche und geistige Aktivitäten kombiniere. Diese Balance ermöglicht es mir, einerseits konzentriert zu arbeiten und andererseits den Gedanken Raum zu geben, um neue Perspektiven und Ansätze zu entdecken.
Techniker
Zu den Grundlagen eines jeden Technikers gehört die Mathematik. Die Phänomene der Natur lassen sich durch die Gesetze der Naturwissenschaften – etwa in Physik oder Chemie – beschreiben, und die universelle Sprache dafür ist die Mathematik. Es bereitet mir Freude, gelegentlich Gleichungen oder Ansätze aufzufrischen und weiterzuentwickeln. Das Internet bietet hierfür eine Vielzahl an Möglichkeiten.
Als Linux-Nutzer setze ich inzwischen GNU Octave anstelle von MATLAB ein und habe C++ durch Python ersetzt, wenn es um programmiertechnische Lösungen geht. Beide Werkzeuge bieten für mich eine flexible und effiziente Grundlage, um komplexe Aufgabenstellungen anzugehen.
Aktuell beschäftige ich mich mit partiellen Differentialgleichungssystemen, insbesondere im Zusammenhang mit der Wärmeleitungsgleichung. Diese setze ich ein, um den Kühlungsaufwand von Leitungen in einem quasi geschlossenen Raum zu analysieren. Ziel ist es, die thermische Belastung besser zu verstehen und optimierte Lösungen zu entwickeln.
Ich sehe in solchen herausfordernden Aufgaben nicht nur eine intellektuelle Beschäftigung, sondern auch eine Möglichkeit, den natürlichen Abbau von Fähigkeiten mit der Zeit zu verlangsamen. Die Auseinandersetzung mit komplexen Themen hält den Geist wach und sorgt dafür, dass ich stets lernbereit bleibe.
Autor
Mein erstes Bewusstsein für einen möglichen Wandel von fossilen zu regenerativen Energieträgern entstand, als ich von der 1992 von der Klimakonferenz in Rio de Janeiro hörte. Diese Erkenntnis motivierte mich dazu, mein Elektrotechnikstudium mit einer Abschlussarbeit über Solarzellen zu beenden.
Fossile Energieträger prägen die Energieversorgung seit 1769, dem Jahr, in dem James Watt die Dampfmaschine entscheidend verbesserte. Dieser Prozess hat sich über mehr als 250 Jahre hinweg entwickelt – ein Wandel in Richtung erneuerbarer Energien benötigt daher Zeit. Diese lange Übergangsphase bot mir zahlreiche Gelegenheiten, mich intensiv und wissenschaftlich mit den Herausforderungen und Potenzialen dieses Wandels zu beschäftigen.
Die Erkenntnisse aus meinen wissenschaftlichen Arbeiten habe ich in umfassenden Zusammenfassungen zusammengetragen. Diese dienten als Grundlage für meine Bücher, mit denen ich schließlich als Autor die Ergebnisse meiner Forschung und Überlegungen einem breiteren Publikum zugänglich gemacht habe
Imker
Bei einem Techniker erwartet man als Hobby etwas technisches, deshalb mag es überraschen mich als Imker anzufinden. Ich lebte bis Ende der 80er in Wien und mir fehlten im beginnenden Orient die klassischen Jahreszeiten.
In der Natur gibt es nicht 4 Jahreszeiten sondern viel mehr, gemäß den phänologischen Kalender sogar 10 vom Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling, Frühsommer Hochsommer … und jede hat Begleitpflanzen oder Insekten. Dadurch nimmt man das Jahr viel intensiver wahr. Der Ablauf in einem Bienenvolk läuft mathematisch in Abschnitten nach einem exponentiellen Wachstum ab und es bereitet mir noch immer Freude die Mathematischen Grundlagen dahinter zu entdecken.
Bienen gehören zu den Lebewesen, die eine saisonale Energiespeicherung für den Winter vornehmen, und das schon seit Millionen von Jahren, davon können Menschen nur träumen, wenn im Sommer unerträglich PV-Überschuss-Energie erzeugt wird. Die Natur und die wiederkehrenden Tätigkeiten lassen zudem zu sich gedanklich fallen zu lassen, das ist wiederum Voraussetzung neue Ideen aufzunehmen.